International Trans*gender Day of Visibility

Ein Kommentar von Nico zum

 

Unsichtbarkeit ist eine Grundlage des vergessen-Werdens. Politische und persönliche Entscheidungen werden getroffen, eine Gesellschaft wird konstruiert und die einzige Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird, ist, wenn über einen geredet wird.

Wie selbstverständlich antworten Menschen, wenn sie nach ihrem Namen gefragt werden, wie selbstverständlich gehen Menschen zum Arzt, auf öffentliche Toiletten oder zur Schule. Alltägliche Dinge, die für trans* Menschen oft mit Scham, Unsicherheit oder anderen Gefühlen verbunden sind. Wenn die Geschlechtsidentität vom biologischen Geschlecht abweicht, trifft man als trans* Mensch nicht nur privat auf Ablehnung.

In den 80ern noch revolutionär, heute veraltet und zu großen Teilen vom Bundesverfassungsgericht gekippt stellt das TSG (Transsexuellengesetz) einem Hürden in den Weg, welche für viele trans* Menschen traumatisierende Erfahrungen bedeuten. Um den richtigen Namen und das richtige Geschlecht auf dem Ausweis stehen zu haben muss man einen oft demütigenden und kostspieligen Begutachtungsprozess durchmachen.

Und dennoch werden trans* Menschen bei Entscheidungen vergessen.

Mit der Regelung zum 3. Geschlecht wurde bereits ein großer Schritt für das Recht auf selbstbestimmte Identiät von intersex* Menschen getan, doch für trans* Menschen bleibt vorerst alles beim Alten. Und selbst mit der Regelung zum 3. Geschlecht sind nicht-binäre Menschen in inoffiziellen und offiziellen Formularen, öffentlichen Toiletten und bei Gesundheitsleistungen, Klassenfahrten, Schwimmbädern und unserer gegenderten Gesellschaft unsichtbar.

Doch wir existieren, wir sind viele und wir wollen uns nicht mehr pathologisieren und bevormunden lassen! Darum fordern wir heute am International Trans*gender Day of Visibility (TDoV) eine Erneuerung des TSG, welches eine Selbstbestimmung über Identität und medizinische Schritte einschließt.

Wir wollen bei Entscheidungen mitbedacht werden, vor allem die nicht-binären Personen unter uns, die sich oft fühlen, als wäre in unserer Gesellschaft kein Platz für sie außerhalb von männlich und weiblich.

Wir sind Ärzt:innen, Polizist:innen, Stundent:innen, Techniker:innen, Beamt:innen und Teil dieser Gesellschaft. Und wir wollen selbstbestimmt unseren Platz in der Gesellschaft finden! Wir wollen, dass wir bei Entscheidungen mitreden können und nicht, dass nur über uns geredet wird, als wären wir ein hypothetisches Konstrukt, dass nur am Rande existiert.

Darum sind wir heute sichtbar und kämpfen gegen das Übersehen-werden, gegen die Pathologisierung und für Selbstbestimmung!